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185840

(1996) Kritik der Lebenswelt, Dordrecht, Springer.

Einleitung

Frank Welz

pp. 9-30

Die »Revolution der Denkart« hat nicht nur den Anlauf genommen, welchem sie ihren Namen verdankt.1 Gezählt werden noch weitere Umstellungen der Theoriebildung als bloß die kopernikanische Kants. Hier interessieren gleich zwei. Die eine liefert den Gegenstand, die entsprechende ›Revolution‹ der phänomenologischen Theorie,2 die andere begründet die Perspektive der vorliegenden Arbeit. Dabei verwundert es nicht, daß der ambitionierte Titel für mehr als den in ihm propagierten Paradigmawechsel beansprucht wird. Denn schon in unmittelbarem Anschluß an die Kantische Innovation hat es Hegels ›Phänomenologie‹ dem Selbstverständnis des Menschen ins Gedächtnis geschrieben, daß der Dynamik, in der sich die Kultur- und Geistesgeschichte bewegt, auch diejenigen kognitiven Formen unterworfen sind, die das menschliche Tun und Denken durchdringen. Doch anders als vor zweihundert Jahren ist beim heutigen Stand des Wissens die Arbeit der Erkenntniskritik noch nicht getan, wenn die Grundstrukturen des ›Geistes‹ bestimmt und aufgewiesen sind. Statt sie in einer logozentrischen Abfolge anzuordnen, die in einem sich selbst korrigierenden Verlauf allein den »Maßstab« kennt, »den [.. das Bewußtsein] selbst aufstellt«,3 werden die elementaren Orientierungsmuster des Denkens in ihrer geschichtlichen Faktizität heute nur verständlich, indem der Prozeß ihrer Entstehung und dessen Randbedingungen einsichtig gemacht werden. Das leistet die soziologische Kritik, die daher das Programm der beschreibenden Betrachtung des Geistes nicht nur übernehmen, sondern erweitern muß. Gleichwohl ist das nicht ohne Brisanz.

Publication details

DOI: 10.1007/978-3-322-97069-5_1

Full citation:

Welz, F. (1996). Einleitung, in Kritik der Lebenswelt, Dordrecht, Springer, pp. 9-30.

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