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(2002) Erziehungswissenschaft, Wiesbaden, Verlag für Sozialwissenschaften.

Sozialpädagogische Interaktions- und Klientenarbeit

Burkhard Müller

pp. 79-90

Ich muss als Sozialpädagoge zunächst eine Anmerkung zum — mir vorgegebenen — Titel dieses Beitrags machen. »Interaktions- und Klientenarbeit« wird in diesem Band als gesonderter Kompetenzbereich ausgewiesen, der für sich neben anderen Bereichen diskutierbar ist (z.B. Kompetenz für »Organisationsarbeit«). Diese Differenzierung unterstellt implizit, Kompetenz für »Interaktions- und Klientenarbeit« sei am einfachsten vom Modellfall der pädagogischen (oder auch therapeutischen) Dyade her diskutierbar. »Interaktions- und Klientenarbeit« wird dadurch mit dem gleichgesetzt, was neudeutsch »Beziehungsarbeit« genannt wird; zu der dann andere Kompetenzbereiche hinzutreten, im Feld sozialer Arbeit insbesondere zu kurz »Organisationsarbeit«, im schulischen Feld »Wissensvermittlung«. Solche Fokussierungen sind in der sozialpädagogischen Methodentradition1 ebenso selbstverständlich, wie sie in der Reformpädagogik (Nohl) als Gegenüberstellung von »pädagogischem Bezug« und Erziehungsauftrag der objektiven Kultur formuliert wurden und wie sie auch in neueren Modellen pädagogischer Professionalität vorausgesetzt werden (vgl. z.B. Oevermann 1996; Wimmer 1996). Ich möchte mich im Folgenden zunächst auf diesen thematischen Zuschnitt einlassen, weil es zweifelsohne eine spezifische Problematik pädagogischer Kompetenz gibt, die am Modell der pädagogischen Dyade diskutierbar ist. Allerdings ist hier schon deutlich zu machen, dass die Dyade als bloße »Beziehungsarbeit« — etwa im Sinn der personalistischen Psychologie Carl Rogers — missverstanden wäre, weil es sich auch hier um eine prinzipiell triadische Struktur handelt, um eine paradoxe Verschränkung von sachlicher und persönlicher Angemessenheit, welche »pädagogische Kompetenz« zu gewährleisten hat. Dies gilt für »sozialpädagogische« Kompetenz gleichermaßen, die ich im Folgenden vor allem in den Blick nehme; wobei zu beachten ist, dass die Art der Sache und das wechselseitige Bedingungsverhältnis der allgemeinsten pädagogischen Aufgaben, »Menschen zu stärken und Sachen zu klären« (v. Hentig) je nach Art des Feldes pädagogischer Tätigkeit verschieden sind: Im z.B. Unterricht andere als in der Jugendarbeit und hier andere als in der Arbeit mit kriminalitätsbelasteten Jugendlichen oder mit seelisch Behinderten.

Publication details

DOI: 10.1007/978-3-663-08029-9_6

Full citation:

Müller, B. (2002)., Sozialpädagogische Interaktions- und Klientenarbeit, in T. Rauschenbach & P. Vogel (Hrsg.), Erziehungswissenschaft, Wiesbaden, Verlag für Sozialwissenschaften, pp. 79-90.

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